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Zeitreise zum Friedenskongress 1714

Autor Michael Sokoll

04.06.14 12:05

Am 7. September 1714 unterzeichneten Marschall de Villars und Prinz Eugen von Savoyen in Baden den letzten der drei Friedensverträge und beendeten damit den Spanischen Erbfolgekrieg. Im Gedenken an diesen "Frieden von Baden" stehen im September mehrere Festivitäten auf dem Programm. Exakt 300 Jahre später präsentiert der Historiker Andreas Steigmeier ein äusserst spannendes "Tagebuch von damals".

30. Mai 1714: „Gegen Mittag zieht seine Exzellenz Graf du Luc, einer der beiden Bevollmächtigten des französischen Königs Ludwig XIV, in Baden ein. Er ist von einem grossen Gefolge von Offizieren und Dienern begleitet. Du Luc (61) bezieht das Bernerhaus an der Weiten Gasse, seine Offiziere das 50 Meter entfernt liegende Franzosenhaus. Unverzüglich lässt du Luc seine Ankunft durch einen abgeordneten Offizier im Roten Turm ankündigen, mit der Entschuldigung, er sei aus Unpässlichkeit leider verhindert, Graf Seilern seine persönliche Aufwartung zu machen.“

Friedenskongress2

Dies ein Auszug aus dem Blog des Historikers Andreas Steigmeier (Bild unten). Hauptquelle für den Blog ist das Tagebuch von Caspar Joseph Dorer, ein damals 41-jähriger Stadtfähnrich und Mitglied des Grossen Rates der Stadt Baden. „Der Blog folgt dem Inhalt des Tagebuchs, lässt gelegentlich etwas weg, fügt aber nur sehr sparsam etwas hinzu. Und wenn, dann natürlich nur, was historisch gesichert ist," erklärt Steigmeier.

Die Verhandlungen des 18. Jahrhunderts zogen sich nämlich über mehrere Monate hin und lesen sich im Nachhinein wie das Script zu einem grossen Historienfilm. Steigmeiers Beiträge erscheinen auf den Tag genau 300 Jahre nach dem tatsächlichen Geschehen und beschreiben somit akribisch den Kongressverlauf vom 24. Mai bis zum 7. September 1714. Der geschichtsinteressierte Leser kann somit 1:1 in den damaligen Alltag eintauchen.

Steigmeier

Offiziell ist Andreas Steigmeier Stadtarchivar und bezeichnet sich selber scherzhaft als "Hüter des Dorer'schen Tagesbuchs". Aber den Blog verfasst er privat in seiner Freizeit: "Die Darstellung historischer Inhalte für ein breites Publikum war schon immer meine Passion", meint Steigmeier. "Der Blog als Medium erlaubt es mir, Dorers Notizen einem breiten Publikum auf anschauliche Weise und in heutigem Deutsch zugänglich zu machen und die damalige Dauer des Kongresses Tag für Tag nachzuempfinden."

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Startschuss zur Schweizer Diplomatenrolle

Steigmeiers Blog bereitet auf spannende Art auf die Jubiläumsfeierlichkeiten von Anfang September 2014 vor. Vom 5. bis 7. September gedenken der Kanton Aargau und die Stadt Baden den historischen Ereignissen und laden zu vier verschiedenen öffentlichen Veranstaltungen ein. Die Vernissage zur Sonderausstellung „Frieden verhandeln – Baden als Zentrum der europäischen Friedensdiplomatie 1714“ im Historischen Museum Baden findet am 7. September statt. Zum öffentlichen Festakt in der Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt mit anschliessendem Friedens-Apéro werden Gäste aus dem In- und Ausland empfangen. Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf wird die Eröffnungsrede halten. Alle Anlässe sind öffentlich und unentgeltlich.

Der Friedenskongress von Baden 1714 ist der erste internationale Friedenskongress in der Eidgenossenschaft. Er gilt damit als frühes Beispiel für die "Guten Dienste", welche die Schweiz weltweit im diplomatischen und humanitären Bereich bis heute leistet. Dass damals einflussreiche Vertreter aus ganz Europa auf Schweizer, respektive auf heutigem Aargauer Boden verhandelt haben, ist wenig bekannt. Diese Tatsache verdient aber die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, gerade vor den aktuellen Diskussionen um die Stellung der Schweiz in Europa.

Reservationen zu den Jubiläumsveranstaltungen «300 Jahre Friede von Baden» vom 5. bis 7. September 2014 können ab sofort vorgenommen werden.

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Kategorie: Events im Trafo Baden