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Als man im Trafo Baden noch eine "Music Hall" bauen wollte

Autor Michael Sokoll

09.07.13 09:05

Er ist ein Mann, der massgeblich an der Entstehung des Trafo Baden beteiligt war und schon lange vor dessen effektiven Geburt im Juni 2003 die Vision dieses Kongresszentrums vor Augen hatte. Im Rahmen unserer Serie "10 Jahre Trafo Baden" schaut Peter Blöchlinger, Verwaltungsratspräsident der Stadtcasino Baden AG sowie der Stadtcasino Baden Betriebs AG und Mitglied des Verwaltungsrats der Trafo Baden Betriebs AG, zurück und erinnert sich an manche in Vergessenheit geratene Episode ...

Peter Blöchlinger, mit welchen Gefühlen schauen Sie auf die Trafo-Eröffnung im Juni 2003 zurück?

Mit viel Freude und auch einer Spur von Stolz. Peter BlöchlingerWir haben in den Jahren davor in unserer Planung einiges richtig gemacht. Mit "wir" meine ich den gesamten Verwaltungsrat der Stadtcasino Baden AG, später natürlich auch der Trafo Baden Betriebs AG.

Aber Sie waren - und sind es bis heute - die treibende Kraft hinter dem Projekt "Trafo"...

Nein, das kann man so nicht sagen. Hier sind vor allem Werner Eglin, Verwaltungsratspräsident Trafo Baden Betriebs AG, und Roberto Scheuer, Direktor der Trafo BAG, mit zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Werk. Ganz am Anfang, im Frühling 2000, war natürlich das heutige Team noch nicht beieinander.

Die Situation damals war ja Folgende:1995 haben wir die Automatencasinolizenz erhalten. Dies hat uns in die Lage versetzt, uns 2002 um eine A-Lizenz zu bewerben. Diese Bewerbung hat uns gezwungen, für den alten Kursaal Ersatz zu suchen, was uns mit Trafohalle und Glassaal schliesslich gelungen ist. Die Eröffnung der Trafohalle im Mai 2003 hatte aber eine ebenso spannende wie pikante Vorgeschichte. Ende 1998 sprach ich bei der damaligen Besitzerin der Hallen, der ABB Immobilien AG, vor. Ich erinnere mich noch gut an dieses Gespräch mit dem damaligen CEO... (schmunzelt)

Erzählen Sie...

Im Verlaufe unseres Gesprächs erfuhr ich, dass die Eigentümerin mit der Trafohalle ganz andere (hochfliegende) Pläne hatte: Eine Music Hall hätte entstehen sollen, und nicht "bloss" ein Stadtsaal (lacht). 

Wie ging es weiter?

Nach dieser Abfuhr lancierten wir einen Architektur-Wettbewerb für einen Stadtsaal im Kurpark. 63 Projektteamshaben teilgenommen - und kaum war der Wettbewerb im Juni 1999 prämiert, kam uns zu Ohren, dass es wohl nichts werden würde mit den Music-Hall-Plänen. Ich suchte deshalb wiederum das Gespräch mit der ABB Immobilien AG. An der Besprechung übergab ich den Verantwortlichen die Belegungspläne des Vorjahres sowie denjenigen des laufenden Jahres, die je eine Belegung im Umfang von ca. 220 Tagen/Abende auswiesen. Dieser Umstand ermöglichte dann die grosse Wende in unseren Verhandlungen. Wir kamen überein, ein Mietverhältnis "im Dreieck" einzugehen: Die ABB Immobilien AG als Eigentümerin und Vermieterin, die Einwohnergemeinde Baden als Mieterin und die Stadtcasino Baden AG als Untermieterin.

Für uns war dies - auch nach dem ganzen Wettbewerb, der natürlich ein paar Franken gekostet hatte - immer noch die beste Lösung. Nebst der Tatsache, dass damit der Kurpark nicht tangiert wurde, hatte diese Lösung den Vorteil, dass sie kostengünstig war.

Haben sich diese Verträge in der Zwischenzeit verändert?

Ja und Nein. Es ist immer noch ein Dreiecks-Verhältnis, aber die Stadt Baden mietet das Trafo nicht mehr von der ABB, sondern von einem UBS-Immobilienfonds; Untermieterin der Stadt ist heute nicht mehr die Stadtcasino Baden AG, sondern die Trafo Baden Betriebs-AG. Die Einwohnergemeinde Baden subventioniert das Trafo mit jährlich ca. Fr. 750 000.-. Das Trafo hat 2012 erstmals eine "schwarze Null" geschrieben. Diese Zahlen zeigen auch auf, dass das Trafo faire Preise verrechnet. Würde der Trafobetrieb nicht durch die Einwohnergemeinde Baden subventioniert, müsste es die Belegungspreise massiv erhöhen. Der Gegenwert, den die Stadt Baden damit bekommt, ist einerseits der Wegfall der früheren jährlichen "Inkonvenienz-Entschädigung" für den Betrieb eines Stadtsaals sowie andererseits der grosse Mehrwert, also das vielfältige und grosse Raumangebot mit entsprechender moderner Infrastruktur. Peter Blöchlinger

Gab es damals Widerstände im Einwohnerrat gegen diese Lösung?

Nein, das Projekt passierte den Einwohnerrat praktisch ohne Widerstand. Zu Gute kam uns natürlich, dass der damalige Stadtammann Sepp Bürge ein grosser Fan dieses Projektes war und schon früh die Vorzüge und Chancen des Trafos erkannt hatte. Ihm gebührt ein grosser Anteil an der reibungslosen Realisierung des Trafo-Projekts. Das gleiche gilt für die Person Tony Stalder, den kürzlich verstorbenen Chef der Immobilien-Abteilung der Stadt Baden. Er war ein zäher Verhandlungspartner, aber er war gleichzeitig grosszügig und ideenreich, wenn es darum ging, kreative Lösungen für verfahrene Situationen zu finden. Dank ihm gibt es im Trafo zum Beispiel einen Autolift, der es uns heute erlaubt, Auto-Ausstellungen im Trafo durchzuführen.

Wieso?

Es gab zuvor heftige Diskussionen über den Einbau dieses PW-Lifts. Irgendwann sprach Tony Stalder ein Machtwort und liess den Lift einbauen. Wie sich heute zeigt, eine mehr als weise und zukunftsorientierte Entscheidung.

Welche Bedeutung hat das Trafo Baden für Sie?

Es ist ein einmaliges Kongresszentrum, mit heute schon schweizweiter Ausstrahlung - eigentlich ein Glücksfall für das Standortmarketing. Mit dem Trafo locken wir renommierte Firmen in unsere Stadt, inkl. deren Gäste. Das Trafo ist eines der grossen Aushängeschilder der Stadt Baden. Überdies generiert es Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Ab Januar 2015 werden wir die Hallen 36 und 37 ("Trafo 2") in Betrieb nehmen. Buchungen für diese sehr attraktiven Räume werden jetzt schon vorgenommen. Mittelfristig rechnen wir mit einer knappen Verdoppelung des Umsatzes von heute ca. Fr. 6 Mio. auf ca. Fr. 12 Mio. jährlich. Alle Mitarbeitenden freuen sich darauf, dazu beitragen zu können, dass dieser Ort weit über die Kantonsgrenzen hinaus Beachtung und Akzeptanz finden und eine Erfolgsgeschichte schreiben wird.

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