Mir gegenüber im Café Himmel sitzt ein blendend aussehender Josef "Sepp" Bürge. Schon fast jugendlich. Frisch, erholt, voller Energie und strahlend. Und immerhin feierte der Mann, der von 1985 bis 2005 die Geschicke der Bäderstadt leitete, gerade seinen 72. Geburtstag. "Es geht mir wieder ausgezeichnet", freut sich Sepp Bürge. Die letzten drei Jahre seien etwas mühsam gewesen, aber nach gesundheitlichen Schwierigkeiten und Operationen kehrte Bürge vor kurzem aus einer mehrwöchigen Kur zurück - in alter Frische.
Schnell kommt das Gespräch auf das Trafo Baden, bei dem er als amtierender Stadtammann Projektleiter "Baden Nord" war und dadurch von Beginn weg die Zügel in der Hand hielt - und er gerät ins Schwärmen in Erinnerung an all die Geschichten rund um die Entstehung des heutigen Trafo-Centers, muss allerdings auch gestehen: "Keinem der Macher war in den Anfängen bewusst, welche Ausstrahlungskraft und Wichtigkeit das Trafo als Kultur und Kongresscenter einmal haben würde."
Aus seiner Sicht begann alles mit seinem Amtsantritt vor mittlerweile 28 Jahren. Josef Bürge trat die Nachfolge von Victor Rickenbach an und erinnert sich an eine seiner ersten Aufgaben im Amt: sich um das Defizit der Ortsbürgergemeinde Baden von ca. 750 000 Franken zu kümmern. Er wusste, die Ortsbürger mussten unter anderem die Thematik des Kursaals anders angehen, und stellte schnell die Gewissensfrage. Wollen die Einwohner an der Tradition Badens als historische "Stadt der Spielbank" festhalten oder nicht? Er bekam ein "Ja" - und somit war das Fernziel klar: erst das Automaten-Casino und dann eines Tages das Grand Jeu - mit entsprechenden Einnahmen.
Trafo Baden: Puzzle-Stein im grossen Masterplan
Das nächste Puzzle-Stein auf dem Weg zum "Trafo Baden" war die Entscheidung des neuen Stadtvaters und seines Rates, dass Baden urbaner, jugendfreundlicher und weltoffener werden sollte. Er schlug neue politische Wege ein: Wohnsituation, Arbeitsplätze, Wirtschaftlichkeit, Kulturförderung - alles bekam neuen Stellenwert. "Damals wurde das Standort-Marketing für die Stadt Baden erstmals richtig aufgezogen", erinnert sich Bürge heute. "Der Trafo-Komplex war dabei erst mal eine wichtige Komponente in diesem Masterplan."
Im Planungsbericht des Stadtrates aus dem Jahr 1993, der die Marschrichtung der Stadt Baden für die folgenden zwölf Jahre festlegen sollte, wurde die Idee und der Ausbau von "Baden Nord" klar definiert. "Es war damals eine unglaublich freche Idee für eine Kleinstadt wie Baden", so Bürge, "und wir wurden von vielen Seiten belächelt." Aber er wusste: es war machbar, musste machbar sein, und würde Baden einen gewaltigen Stellenwert geben, nicht nur regional, sondern auch kantonal - in gewissen Bereichen vielleicht sogar national.
Ein grosser Teil dieser weiteren Geschichte ist bekannt: der damalige Kursaal im Stadtcasino (im Besitz der Stadt Baden) wurde nach der entsprechenden Bewilligung für das Grand Jeu benötigt, also musste dafür ein Ersatz gefunden werden. Diesen fanden die Verantwortlichen in den Hallen aus den Beständen der ABB Immobilien AG. Dort, wo 2003 das "Kongresscenter Trafo" eröffnet wurde und im Dezember 2014 das "Trafo 2" fertiggestellt werden soll.
Sepp Bürge: der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt
Sepp Bürge sieht sich selber nicht gerne als "Trafo-Vater". "Dafür waren zu viele andere wichtige Menschen zu lange involviert", gibt er sich bescheiden. Wie würde er seine Rolle denn selber definieren? "Als Stadtammann war ich automatisch in den verschiedensten Führungsgremien tätig. Meine Aufgabe und meine Fähigkeit war es, die Leute und ihre unterschiedlichen Meinungen zusammenzubringen, sie zu sensibilisieren für die Seite der anderen, sie zu motivieren - und sie davon zu überzeugen, dass das 'Projekt Trafo' für Baden eine gute, wichtige und einmalige Sache ist."
Wie wir heute wissen, ging Josef "Sepp" Bürge als "Meister des Brückenbaus" in die politische und gesellschaftliche Geschichte der Stadt Baden ein. Dies dank enormen Arbeitspensum, hervorragender Vernetzung in die verschiedensten politischen, gewerblichen und wirtschaftlichen Kreise - und eben: seinem Gespür, das Richtige zum richtigen Zeitpunkt zu tun, und sich dafür die richtigen Leute auszuwählen, die mit ihm diesen (oft auch steinigen Weg) zu gehen bereit waren. "Ich möchte es nicht verpassen, an dieser Stelle ein paar Menschen namentlich zu erwähnen", so Bürge. "Hasi Wanner als Stadtplaner, Peter Blöchlinger als Verwaltungsratspräsident der Stadtcasino AG, ABB-Chef Edwin Somm, Stadtrat Philip Funk, aber auch Tony Stalder, der kürzlich leider verstorbene Chef Liegenschaften der Stadt Baden. Dazu private Vorreiter wie Peter Sterk, Werner Eglin oder Andreas Kern, die mit ihrem Engagement und ihrer Risikobereitschaft viel ermöglicht haben."
Aber auch beim Trafo ging nicht alles reibungslos über die Bühne. Noch vor Baubeginn war die Planung in gewissen Bereichen schon weit fortgeschritten, sodass es eigentlich gar kein zurück mehr gab. Dabei lagen damals noch gar nicht alle Baubewilligungen vor. "Dies hat mir doch circa drei Monate lang etwas unruhige Nächte beschert", erinnert er sich schmunzelnd zurück. "Aber das 'Trafo' war auf allen Seiten mit vielen Stützen versehen, sodass es eigentlich gar nicht schief gehen konnte."
Schon vor zehn Jahren war geplant, mit dem Kongresscenter auch ein Hotel zu bauen. Bürge liess den definitiven Baubeginn noch eine Zeit lang hinausschieben, weil er an einem diesbezüglichen Investor dran war. Dieser zog sich dann aber dennoch zurück, sodass das Trafo in der heutigen Form ohne Hotel gebaut werden musste.
Das Projekt "Trafo", ein wichtiger Bestandteil eines übergeordneten Masterplans im Gebiet "Baden Nord", das noch lange nicht abgeschlossen ist. "Hier wird es in den nächsten Jahren noch viel Veränderungen geben", ist Sepp Bürge überzeugt. Auch dank dem Hotel, das ja nun im "Trafo 2" geplant und im Bau ist. Bürge: "Das wird der Stadt einen zusätzlichen Kick geben." Alles, was mit dem aktuellen Trafo ist und mit dem Ausbau per Ende 2014 kommen wird, ist "viel mehr als wir damals angedacht haben." Diese Form der Ausstrahlung dieses Kongresscenters mit seiner vielseitigen Nutzbarkeit und dem hervorragenden externen Catering-Angebot sei damals nicht vorauszusehen gewesen.
Bürge: "Wenn die verantwortliche Crew mit Roberto Scheuer an der Spitze ihre Hausaufgaben weiterhin so gut und erfolgreich macht wie bis anhin, dann wird das Trafo Baden schon bald auch eine Vorreiterrolle und Leaderposition in der Zusammenarbeit mit anderen Kongresscentern haben."