Susanne Slavicek hat mit ihrem Team das Bluesfestival Baden zu einer festen Grösse im Internationalen Musik-Kalender gemacht. Viele hochkarätige Namen haben der Limmatstadt schon ihre Aufwartung gemacht, und auch die Ausgabe 2016 wird ein Leckerbissen für Blues-Kenner und –Neulinge. Der Premierenabend am 21. Mai geht erneut im Trafo Baden über die Bühne.
Susanne Slavicek, welches sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Zutaten, die das Bluesfestival Baden zu dem gemacht haben, was es ist?
Unsere Leidenschaft, unsere Freude an der Musik und unser Ehrgeiz, jedes Jahr DAS besondere Programm auf die Beine zu stellen, mit dem wir unsere wiederkehrenden Gäste, aber auch neues Publikum immer wieder aufs Neue begeistern können. Dazu kommen die regionale Vernetzung und ein Touch Swissness.
Was meinen Sie damit?
Dass bei uns nicht nur der schwarze Blues aus den Vereinigten Staaten am Start ist, sondern dass auch immer wieder hervorragende Schweizer Vertreter dieser wunderbaren Musikrichtung ihre Blues-Kompetenz in Baden zeigen können. In diesem Jahr sind das u.a. Walt’s Blues Box, Rotosphere & Friends oder Bonny B. & The Jukes.
Auf welchen Act, der in Baden bereits zum Blues aufgespielt hat, sind Sie besonders stolz?
Da würde ich gerne drei Namen nennen: am meisten freut es mich, dass wir 2012 Susan Tedeschi (Bild unten links) bei uns hatten. Die Amerikanische Gitarristin war damals noch nicht ganz so bekannt wie heute. Seit ihrem Auftritt in Baden spielte sie in Montreux am Jazzfestival, gewann zwei Blues Music Awards und weitere Auszeichnungen. Heute wäre sie für uns nicht mehr bezahlbar…
Dann gehört auch der spezielle Auftritt vom Heritage Blues Orchestra zu den besonderen Perlen der Vergangenheit. Die hochgelobte Gross-Formation war 2010 für einen Blues Music Award nominiert und gab im gleichen Jahr ihr erstes Konzert in der Schweiz.
Last but not least: Jaimoe. Er war bei uns mit Jaimoe's Jazzband und war Mitglied der Allman Brothers. Er ist und war einer der ganz Grossen im Business und stand schon lange ganz oben auf unserer Wunschliste – gleich unter Eric Clapton. Davon träume ich: eines Tages „Mister Slowhand“ in Baden begrüssen zu dürfen.
Welchen Stellenwert geniesst denn das Bluesfestival Baden mittlerweile im internationalen Business?
Einen hohen Stellenwert und ein hervorragendes Image. Das hören wir immer wieder. Die Musiker schätzen unsere familiäre Atmosphäre, unsere gute Organisation und unsere Zuverlässigkeit. Das beginnt mit dem Pick-Up am Flughafen, geht über die Unterkunft, die sauberen Garderoben bis hin zur zuverlässigen Zahlung ihrer Gage. Bei vielen anderen Festivals spielen Bands nur nach erfolgter Voraus-Kasse, weil sie zu häufig schlechte Erfahrungen gemacht haben. Bei uns wissen sie, dass ihr Geld garantiert bezahlt wird.
Wir umsorgen unsere Gäste so, als wären sie Verwandte, die bei uns zu Besuch sind. Entsprechend fühlen sich viele Musiker bei uns wie zu Hause. Die Künstler tragen so das Image unseres Festivals in die Welt des Blues hinaus – was uns wiederum Türen öffnet.
Welches Kompliment eines Musikers freut sie am meisten?
Wenn sie sagen, sie möchten wiederkommen. Nicht nur wegen der oben erwähnten Organisation und dem Zuhause-Gefühl. Ein ganz wichtiger Faktor ist unser Publikum. In Baden hört man der Musik zu. Ich erinnere mich an magische Momente, bei denen man in der Konzerthalle eine Stecknadel fallen hätte hören können, so aufmerksam und fast andächtig hörten die Fans zu. Das ist auch für die Künstler nicht alltäglich – und wird enorm geschätzt.
Wie reagieren denn heute internationale Booker auf Anfragen für ein Engagement am Bluesfestival Baden?
Es hat sich enorm verändert. Früher haben wir unsere Anfragen platziert und vom Management häufig nicht einmal eine Absage erhalten. Heute bekommen wir auch von den ganz Grossen eine Antwort. Nicht immer eine positive, aber immerhin – was schon sehr viel bedeutet. Viele drücken in ihrem Schreiben auch ihr Bedauern aus, weil sie von anderen Musikern schon viel Positives über unser Festival gehört haben.
Gibt es da vielleicht eine Schmunzette dazu?
Unzählige. Eine ist besonders witzig. Wir hatten bei Chris Rea („Driving Home For Christmas“, „On the Beach“) eine Anfrage platziert. Eines Tages klingelte bei meinem Mann Roberto das Telefon. Die Stimme sagte: „Hey, hier spricht Chris Rea. Vielen Dank für die Anfrage, aber leider bin ich an diesem Datum verhindert.“ Wir konnten es kaum glauben…
Was ist der schwierigste Teil der Vorbereitungen: das längerfristige Engagement der Musiker oder die unmittelbare Event-Organisation?
Am schwierigsten ist die Sponsoren-Suche. Wir haben zwar viele langjährige Partner, dank denen unsere Organisation auf gesunden Beinen steht. Aber wie in vielen anderen Bereichen ist das Fundraising eine Knochenarbeit. Die Event-Organisation und das Engagement der Bandes ist dagegen verhältnissmässig einfach. Da besteht die hohe Kunst darin, jeweils ein stimmiges Programm zusammenzustellen. Das ist immer ein langer Prozess, der auch immer wieder mal über den Haufen geschmissen wird. Wie im letzten Herbst, als wir uns quasi dazu entschieden haben, nochmals von vorne zu beginnen, weil die Zusammenstellung nicht perfekt war. Jetzt sind wir einmal mehr sehr stolz auf unser Programm!
Wieso hat es von Anfang an gegeigt zwischen dem Blues und der Stadt Baden?
Die Stadt Baden steht Neuem grundsätzlich sehr offen gegenüber, das haben wir vor Jahren schon vor der Premiere 2004 gemerkt. 1991 organisierten wir mit dem Bluus Club das erste Konzert in Baden und stiessen sofort auf eine grosse Akzeptanz. Dazu kommt der historische Faktor: Baden war und ist eine Industrie- und Arbeiterstadt. Und der Blues ist die Musik der Arbeiterschicht. Baden und der Blues passen also zusammen.
Das Eröffnungskonzert am 21. Mai findet dieses Jahr wieder in der Trafohalle statt. Weshalb?
Wir wechseln uns für den Premierenabend jeweils ab zwischen Kurtheater und Trafohalle und entscheiden jeweils, welcher Spielort besser zum Programm passt. Die Infrastruktur im Trafo Baden ist natürlich perfekt.
Worauf freuen Sie sich bei der Ausgabe 2016 am meisten?
Auf das Konzert von Jon Cleary & The Absolute Monster Gentlemen am 21. Mai in der Trafohalle. Das wird bereits ein erstes grosses Highlight. Dann aber auch auf den Abschlussabend mit der Travellin‘ Brothers Big Band (Bild oben). Diese Grossformation aus Spanien bringt mit ihren 16 Musikern richtiges Big-Band-Feeling nach Baden und wird die Blues-Fans von den Stühlen reissen.
Detail-Programm Bluesfestival-Baden 2016…
Tickets für die einzelnen Konzerte gibt es hier…