Vor kurzem lud die Hauser Steuerungstechnik AG mit Sitz in Villmergen Kunden und Partner zum Thema «Intelligente Automation und Industrie 4.0» ins Trafo Baden ein. Diese hat das Ziel, Effizienz und Flexibilität zu steigern, erhöhte Transparenz über die laufende Produktion zu haben und dadurch in Echtzeit zu analysieren, zu planen und zu steuern. Ein höchst-technisches Unterfangen, bei dem aber auch psychologisches Fingerspitzengefühl gefragt ist.
Mit «Industrie 4.0» spricht man von der sogenannten vierten Industriellen Revolution nach der Erfindung der Dampfkraft, der Realisierung von Massenproduktion und der Lancierung des Internets. Bei der «Intelligenten Automation und Industrie 4.0» wünscht der Markt die totale Vernetzung von Produktions- und Planungsabläufen – und das auf allen Ebenen der Automationspyramide.Die Herausforderung bei der Umsetzung eines solchen Vorhabens ist es, die Kultur sowie deren unterschiedliche Anforderungen und Bedürfnisse, die Technologie, Kommunikationsfähigkeit der Systeme und die Daten zu integrieren.
Dazu benötigt es eine sinnvolle und standardisierte Betriebsleitebene. Eine Softwarelösung, die Analyse, Führung, Lenkung oder Kontrolle der Produktion in Echtzeit zulässt. «Hierfür setzten wir erfolgreich bei unseren Kunden S`AP Manufacturing Execution Systeme ein», erläutert Philippe Ramseier, Geschäftsführer und Inhaber der Hauser Steuerungstechnik AG (Bild). Er war es, der dieses erste «Swiss Food and Beverage Automation»-Forum lanciert hatte.
Intelligente Automation bei Coop-Produktionsbetrieben
«Dass bei der Hauser alles aus einer Hand kommt – SAP- sowie Automations-Lösungen -, schätzt auch Coop», so Didier Gremaud, Leiter CPS Informatik bei Coop in Basel. Die intelligente Automation will heute zudem richtig genutzt werden und hat rund um die Uhr Zugriff auf aktuelle Produktionsprozessdaten und liefert Kennzahlen. Bei allen Coop Produktionsbetrieben werden durch die Einführung von SAP MII (Manufacturing Integration und Intelligence) in Kombination mit den standardisierten Hauser-Modulen die Management-Ebene mit der Prozessleitebene auf eine intelligente Art verbunden. Am Beispiel des Mineralwasserproduzenten Pearlwater von Coop zeigte Didier Gremaud auf, wie der Produktionsleiter heute per Computer oder Mobile die Anlage sozusagen täglich 24 Stunden überwachen kann. Bei Abweichungen kriegt er eine SMS und kann entsprechend reagieren.
Während beispielsweise die Brauerei Müller Bräu in Baden und die Chocoladen-Produktion Max Felchlin AG in Schwyz ihre neusten Automationen parallel zum alten Betrieb in neuen Produktionshallen aufbauen konnte, steht Coop vor der Herausforderung, fünf bestehende Produktionsbetriebe in Basel, zwei in Wallisellen, Hinwil und Pratteln an zwei neuen Standorten Schafisheim und Pratteln im Jahr 2016/17 zu vereinen und gleichzeitig die Mitarbeitenden mit den neuen intelligenten Automationslösungen vertraut zu machen.
Schritt für Schritt erweitern
Felix Meier, Geschäftsführer der Brauerei Müller Bräu, schätzt es, dass die intelligente Automation in seinem Unternehmen Schritt für Schritt bzw. Anlage für Anlage angegangen werden konnte. Der menschlichen Psyche gelte es Rechnung zu tragen – einerseits bei den Mitarbeitenden, bei denen zu Beginn grosse Ängste und Verunsicherung über die eigene Zukunft zu spüren waren. Brauchte es früher mehrere Braumeister, reicht heute einer aus. Auch die Kunden stehen gewissen Änderungen skeptisch gegenüber. «Das Bier hat einen anderen Geschmack, das haben wir bemerkt», sei eine oft gehörte Reaktion gewesen als die Brauerei ihren Produktionswechsel bekannt gab. Tatsache war, die Umstellung wurde bereits ein paar Monate vor der Bekanntgabe vollzogen.
„Industrie 4.0“ steht u.a. für mehr Individualisierung
August-Wilhelm Scheer, Professor für Wirtschaftsinformatik und Unternehmer der Scheer Group GmbH in Saarbrücken, zeigte in seinem Hauptreferat die Kennzeichen von «Industrie 4.0» auf: starke Individualisierung, intelligente Produkte, produktbezogene Dienstleistungen und «cyber physical systems« sowie eine weitgehende Integration von Kunden und Partnern in die Wertschöpfungsprozesse des Unternehmens. Der Begriff «cyber physical systems» umfasst verschiedene mobile und eingebettete Geräte wie beispielsweise Sensorknoten und Smartphones, die computertechnische und physikalische Aspekte kombinieren. Systeme, die zu einem integralen Bestandteil unseres täglichen Lebens geworden sind.
Diese «Kommunikationsfähigkeit» von Systemen wird künftig eine bedeutendere Rolle spielen, jetzige Phantasien könnten bald Realität werden. Laut Professor Scheer wäre es beispielsweise möglich, dass die Kühlschranktür verschlossen bleibt, sofern das Haushaltsmitglied zu wenige Kalorien mittels Bewegung verbraucht hat. Oder der Kühlschrank füllt sich sozusagen von selbst: Sobald ein Produkt weggenommen wird, könnte künftig eine Bestellung ausgelöst werden. Professor Scheer sieht darin auch eine grosse Chance für die Schweizer Industrie, künftig vermehrt Dienstleistungen zu den Produkten zu verkaufen.
Automation in der Chirurgie
Mit grossem Interesse lauschten die 80 Teilnehmenden des Forums den Ausführungen des Urologen und Chirurgen Hans-Peter Brütsch von der Hirslanden Klinik Aarau. Er gab einen spannenden Einblick in die Automation in der Chirurgie. So sind heute zum Beispiel Operationen denkbar, die ein Chirurg in den USA durchführt, während der Patient in einem OP in der Schweiz liegt. Zeitverzögerungen bei der Datenübertragung lassen die Idee noch nicht ganz Alltag werden.
Das erste «Swiss Food and Beverage Automation»-Forum im Trafo Baden war ein voller Erfolg, der Anlass wurde von den Teilnehmenden mit der hervorragenden Note 5,6 beurteilt. Das 2. «Swiss Food and Beverage Automation»-Forum für 2015 ist bereits in Planung.
Weitere Informationen zu intelligenten Automationslösungen finden Sie hier: www.hauserag.ch oder www.intelligente-automation.ch