Vor 300 Jahren endete der Spanische Erbfolgekrieg mit Friedensbeschlüssen in drei europäischen Städten, unter anderem in Baden. Am letzten Wochenende gedachte der Kanton Aargau dem sogenannten "Frieden von Baden", u.a. mit Bundesrätin Evelyne Widmer-Schlumpf, Ständeräting Pascale Bruderer und vielen weiteren Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland. Im Trafo wurde die Buchvernissage "Diarium" gefeiert (Bild unten).
Der Erbkonflikt um das Reich des letzten spanischen Habsburgerkönigs Karl II. führte 1701 zu einem Krieg, den das historische Lexikon der Schweiz als "ersten transatlantischen Weltkrieg" bezeichnet. Während gut eines Jahrzehnts kam es zu militärischen Konflikten, ehe der Erbfolgekrieg mit Friedensbeschlüssen in Utrecht, Rastatt und Baden beendet wurde. Die Museen dieser drei Städte sowie von Madrid spannen nun in einem gemeinsamen Ausstellungsprojekt zusammen und widmen dem Thema «Friedensstädte 1713/1714» eine grosse Sonderausstellung.
Den Auftakt machte Utrecht mit einer Vernissage, die bereits am 12. April begann. Auch Schweizer Exponate wurden ausgestellt – eine Badener Delegation hat sie per Eisenbahn nach Holland gebracht. Zu sehen waren unter anderem ein Kupferstich von Baden sowie eine Gedenkmünze.
Schon damals lockten die Bäder ...
In Baden wird am Beispiel des Spanischen Erbfolgekrieges die eidgenössische Geschichte in einen europäischen Kontext gesetzt. Umrahmt wird die Ausstellung von einem Begleitprogramm mit aktuellen Bezügen zum Thema «Schweizer Diplomatie». Der Kongress habe sich zwar eher mit sekundären Streitfragen befasst, schreibt Historiker Rolf Stücheli in seinem Aufsatz
«Der europäische Friede von Baden 1714». Der Badener Friede könne aber als gelungener Ausgangspunkt einer schweizerischen Aussenpolitik der Disponibilität für gute Dienste an der Staatengemeinschaft gelten.
Warum trafen sich die Diplomaten ausgerechnet in Baden? Der abschliessende Reichsfriede sollte auf unberührtem Schweizer Boden veranstaltet werden, schreibt Historiker Stücheli. Frankreichs Sonnenkönig Louis XIV. hat sich gegen Frauenfeld und Schaffhausen, aber für die katholische, diplomatisch vertraute Tagsatzungsstadt Baden entschieden. "Der historische Thermalkurort an der Limmat stand damals für die Tradition exzellenter Gastfreundschaft und sozialer Kontakte", schreibt Historiker Stücheli. Dass nicht nur die festerprobte Stadt und ihre Bevölkerung, sondern auch die warmen Quellen nach Baden lockten, ist kein Geheimnis.
Vernissage im Trafo Baden
Der Kanton Aargau und die Stadt Baden gedachten diesem historischen Ereignis anlässlich des 300-Jahr-Jubiläums und luden zu vier öffentlichen Veranstaltungen ein. Eine davon war die Vernissage des Kongress-Tagebuchs des Badener Stadtfähnrichs Caspar Joseph Dorer, der das Wirken der europäischen Delegationen beobachtet und minuziös festgehalten hat. Das Diarium lässt den Friedenskongress und die Stadt Baden im Jahre 1714 auf anschauliche Weise wiederaufleben. Diese Vernissage ging vor ausverkauftem Haus über die Bühne (siehe Bild. Fotos: Claudia Breitschmid, Stadtfotografin Baden), das Buch ist ab sofort im Handel erhältlich.
Herausragende Objekte erstmals in der Schweiz zu sehen
Die Ausstellung «Frieden verhandeln - Baden als Zentrum der europäischen Friedensdiplomatie 1714» im Historischen Museum Baden widmet sich dem Konflikt um die Spanische Erbfolge und thematisiert die Bedeutung der Diplomatie vor 300 Jahren. Anhand zentraler Protagonistinnen und Protagonisten werden die komplexen politischen Mechanismen und Einflüsse der europäischen Herrscherhöfe aufgezeigt. Das ungewohnt höfische Klima in der Kongressstadt Baden ist ebenso Thema wie die involvierten Familien der Schweizer Oberschicht und die eidgenössischen Söldner, die im Spanischen Erbfolgekrieg auf den Schlachtfeldern kämpften.
Die Ausstellung ist Teil eines von der EU geförderten Kulturprojekts und wurde in Zusammenarbeit mit den «Friedensstädten» Utrecht und Rastatt sowie Madrid realisiert. Herausragende Objekte aus namhaften Museen Europas sind erstmals in der Schweiz zu sehen. Die Ausstellung in Baden dauert noch bis zum 25. Januar 2015.